Ein innovatives Finanzierungsabkommen zwischen dem Schweizer Bundesamt für Umwelt und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP) zeigt neue Wege auf, die Entwicklungsvorteile von Dekarbonisierung in Entwicklungsländern zu verwirklichen.
Die Schweiz und UNDP stellen $42 Millionen zur Verfügung, um private Klima-Investitionen anzukurbeln, die in Entwicklungsländern sozioökonomische Entwicklung vorantreiben
March 10, 2022
Genf, 11. März 2022: Das Schweizer Bundesamt für Umwelt (FOEN) und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (United Nations Development Programme, UNDP) haben heute eine Pay-For-Results-Zusammenarbeit, also eine ‚Ergebnisvergütung‘ angekündigt, die Entwicklungsvorteile privater Klima-Investitionen in Entwicklungsländern stärkt und dabei die Schweiz bei ihrer Klimakompensation unterstützt.
Abgesehen von einer Emissionsreduzierung können Klimaschutzprojekte direkt oder indirekt viele Entwicklungsvorteile erzielen wie Arbeitsplatzbeschaffung, Zugang zu Energie, Unterstützung in Fragen des Lebensunterhalts, der Ernährungssicherheit, der Frauenrechte und anderes mehr. Dieses neue Abkommen, für UNDP das erste dieser Art, wird für den Zeitraum von 2022 bis 2031 abgeschlossen und zielt darauf ab, die mit Klimaschutzprojekten verbundenen Entwicklungsvorteile zu erhöhen. Die ersten Projekte födern Solarenergie in Vanuatu und klimafreundliche Landwirtschaft in Ghana; wobei die Möglichkeit besteht, in Zukunft auch weitere Projekte und Länder zu unterstützen.
Im Einklang mit den Ergebnissen der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 wird die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen reduzieren, indem sie ITMOs (Internationally Transferred Mitigation Outcomes) nützt also, international übertragbare Emissionsverminderungen, um indirekt Klimaschutzprojekte zu unterstützen, die vor Ort Entwicklungsvorteile bringen. UNDP wird Projekte umsetzen, die für die Schweiz als Emissionsverminderung bis zu 2,3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent generieren und gleichzeitig die Umsetzung nachhaltiger Entwicklungsziele (Sustainable Development Goals, SDGs) in Entwicklungsländern fördern. Um eine nachhaltige Finanzierung zu gewährleisten und Umfang und Entwicklungsvorteile dieser Projekte zu erhöhen, wird UNDP vorallem Projekte auswählen, deren Investitionskosten und Durchführungskosten von privaten Projektpartnern bestritten werden. UNDP wird Zahlungen für ITMOs Projektinvestoren aus der Privatwirtschaft zuweisen, die in Entwicklungsländern im Voraus durch Ergebnisvergütungs-Mechanismen in kohlenstoffarme Lösungen investieren. Dieses Ergebnisvergütungs-Schema bietet privatwirtschaftlichen Investoren Anreiz, indem sie ihnen zusätzliche Einnahmen sichert, die Investitionsrisiken senkt und diese Investitionen kreditwürdig macht. Im Durchschnitt entsprechen privatwirtschaftliche Investitionen für Projekte, die nach einem derartigen Mechanismus durchgeführt werden, einem Vierfachen der CO2-Zahlungen für ITMOs.
„Ich bin hocherfreut, dass die Schweiz und UNDP ihre Zusammenarbeit durch innovative Entwicklungsfinanzierungs-Mechanismen vertieft“, meint UNDP-Administrator Achim Steiner. „Dekarbonisierung und Klimaschutz sind starke Entwicklungsförderer. Diese neue Art der Zusammenarbeit betont innovative Entwicklungsansätze, die Privatinvestitionen fördern und es Ländern ermöglichen, ihre Klimaziele zu erreichen und gleichzeitig vor Ort vielfältige Entwicklungsvorteile schaffen.“
„Wir sind stolz, mit UNDP diese Projekte zu ermöglichen. Es sind dies die ersten ihrer Art, die Umweltintegrität gewährleisten und ohne Doppelzählung von Emissionen nachhaltige Entwicklung fördern“ meint Katrin Schneeberger, Direktorin des Bundesamtes für Umwelt (FOEN).
Ein Projekt, das in diesem Rahmen im pazifischen Inselstaat Vanuatu entwickelt wurde, wird 90.000 Menschen erneuerbaren Strom bringen, das sind 80 % der Bevölkerung, die derzeit im Land keinen Zugang zu Strom haben, und obendrein 300 neue Arbeitsplätze schaffen und ein jährliches Einkommen von US$ 3 Millionen generieren. Das Projekt wird in Partnerschaft mit der Schweizer Power-Blox AG durchgeführt, die US $ 23 Millionen in innovative Technologien für ländliche Elektrifizierung in ausgewählten Dorfgemeinschaften investiert. Diese Investition entspricht dem Fünffachen der CO2-Zahlungen der von dem Projekt generierten ITMOs. „Nutzung der Elektrizität bringt Menschen wirtschaftliche Möglichkeiten; dieses Projekt wird es Vanuatu ermöglichen, das Elektrifizierungdefizit rasch und nachhaltig zu minimieren, wodurch im ganzen Land das Leben Zehntausender verbessert wird“, sagte Esline Garaebiti, Generaldirektorin des Ministeriums für Klimawandel in Vanuatu.
Im Rahmen des Pariser Abkommens unterstützt diese Kooperation Länder, die sich mit der Schweiz bereits durch bilaterale Übereinkommen auf kooperative Ansätze geeinigt haben, und bietet einen Rahmen für innovatives Finanzieren. In diesem Zusammenhang arbeitet UNDP seit Dezember 2021 mit dem Schweizer Staatssekretariat für wirtschaftliche Angelegenheiten (SECO, Secretariat for Economic Affairs) zusammen, um die notwendige technische Unterstützung für die Umsetzung der bilatereralen Kooperation gemäß Artikel 6 in bis zu sechs Ländern zu ermöglichen.
Die laufende Zusammenarbeit von UNDP und der Schweiz beim Aufbau einer nachhaltigen Wirtschaft in Entwicklungsländern trägt auch zu den Arbeitszielen von UNDP‘s Energie Zentrum bei, einer neuen UNDP Initiative, um Länder bei der Transformation ihrer Energiesysteme zu unterstützen, damit es ihnen gelingt, die Vorhaben des Paris-Abkommens zu verwirklichen und die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung zu erreichen.
Die Schweizer Regierung ist ein wichtiger Partner von UNDP in ihrem Kampf gegen extreme Armut und für einen schnellen Strukturwandel und nachhaltigen und klimafreundlichen Wiederaufbau nach der COVID-19 Pandemie, umgesetzt zusammen mit der Schweizer Agentur für Entwicklung und Zusammenarbeit (SDC, Swiss Agency for Development and Cooperation) als sechst größter Geldgeber für UNDP.